In der ersten Podcastfolge reden wir darüber, ob die freie Trauung – nicht auch ein Freund oder Bekannter machen kann und warum es oft besser ist, sich für einen professionellen Trauredner zu entscheiden.
Transkript zur Folge: Freie Trauung durch Freunde und Bekannte – sinnvoll??
Hallo und herzlich willkommen zu unserem ersten Podcast.
Nadine Stauch: Wir sind drei Traurednerinnen aus der Region Frankfurt, Main-Taunus-Kreis, Rheinhessen und Rheinland-Pfalz, diese Region. Wir sind sehr liebe Kolleginnen, kennen uns mittlerweile seit vier Jahren – eher schon befreundet wie nur Kollegen, würde ich sagen. Ich bin die Nadine Stauch – die freie Traurednerin. Ich würde sagen ihr Zwei stellt euch gerade selbst kurz vor.
Tina Forstmann: Ich bin Tina Forstmann, ich komme aus Dolgesheim – kennt kein Mensch, liegt zwischen Mainz und Worms, Rheinhessen, Pfalz, das is´ so mein Gebiet, in dem ich unterwegs bin.
Simone Pfundstein: Ich heiße Simone Pfundstein, ich wohne in Frankfurt am Main und fahre auch woanders hin – also in Frankfurt selber gibt es kaum Hochzeitslocations, deswegen bin ich auch eher mal in der Wetterau, im Main-Taunus-Kreis oder in Südhessen unterwegs. Oder wo immer man gerade heiraten will.
Nadine Stauch: Ich komme aus Kelkheim, das hatte ich noch nicht erwähnt, ich bin Nadine.
Wir haben uns überlegt, wir treffen uns monatlich immer zum Quatschen, Austauschen, Plaudern und haben so viele spannende Themen, die natürlich auch euch interessieren können. Deswegen dachten wir machen das einfach mal publik und öffentlich, nehmen diesen Podcast auf zu verschiedenen Themen und ihr dürft einfach mal hören, wie wir drei Profis drei. Traurednerinnen aus dem Nähkästchen plaudern. Wir haben uns heute zum Frühstück getroffen, Sektfrühstück wie man eben gehört hat, haben in der Mitte – das ist nicht immer der Fall – heute mit Pluspunkt zwischen uns die eine große Schale mit kleinen Loszettelchen, die wir im Vorfeld beschrieben haben.
Wir haben uns natürlich Fragen überlegt, was für euch alles interessant sein könnte an Fragen und Themen und wir werden jetzt einfach systematisch – jeder darf mal ziehen – diese Fragen einfach vor euch diskutieren. Genau das ist Ziel.
Tina Forstmann: Simone zieht den ersten Zettel und liest einfach mal vor.
Simone Pfundstein: Also, da steht drauf: ´Ne freie Trauung ist ja auch ganz schön teuer. Warum kann das eigentlich nicht ein Freund / Bekannter machen?
Tina Forstmann: Also, da wurde bestimmt auch schon generell natürlich ganz viel dazu gesagt. Auch im Internet kann man da bestimmt viel dazu nachlesen. Ich würd´ sagen, wir fassen aus unserer Perspektive zusammen, warum das bestimmt ein Freund oder Bekannter machen kann, warum ein Profi aber aus unserer Sicht angebrachter ist. Also ich würde damit auf jeden Fall starten, das ja mit der Professionalität – also mit einem professionellen freien Trauredner, einer freien Trauerrednerin holt ihr euch jemanden an eurer Seite, der oder die das schon über eine gewisse Zeit lang machen, die wissen was sie machen, die sprechen können, die reden können, die wissen wie sie mit Worten Emotionen wecken können.
Ich höre oft den Satz: „Wir haben einen Bekannten, der kann so gut sprechen oder er kann so gut reden.“ Aber was ist denn, wenn der Bekannte dann spontan ausfällt oder wenn ihr euch ja zerstreitet mit dem Bekannten und dann steht ihr einfach da und habt Niemand auf den ihr zurückgreifen könnt.
Wenn ihr einen Profi an eurer Seite habt, dann habt ihr in aller Regel auch einen Vertrag und wisst, dass derjenige auch da sein wird an eurem großen Tag und das schon eins-zwei Mal gemacht hat und einfach mit allen Usicherheiten, die an dem Tag auf euch niederprasseln werden, umgehen kann. Der die Situation einschätzen kann, auffangen kann, improvisieren kann und natürlich im Vorfeld aus einer ganz anderen Perspektive das ganze sieht – mit einem gewissen Abstand das ganze sieht – er nicht involviert ist in vielleicht Familiengeschichten, in Hintergründe, sondern ihr habt einfach eine dritte Person gegenübersitzen, die versucht, das Essenzielle eurer Beziehung, eurer Liebe, eurer Geschichte zu erfassen und dafür die passenden Worte zu finden.
Simone Pfundstein: Das ist ein guter Punkt! Ich glaube, das ist tatsächlich für einen Bekannten, der ja ganz nah an einer Familie ist, auch schwierig sein kann, weil der kennt ja das Paar nur aus seiner Perspektive, ist vielleicht mit der Braut befreundet und stellt das in den Vordergrund und er (der Bräutigam) kommt ein bisschen zu kurz. Zweitens glaube ich auch, dass der Bekannte oder Freund hoch emotional sein wird, an dem das dann vielleicht – wenn es die beste Freundin der Braut ist, die sich kennen, seit sie im Kindergarten zusammen waren – die wird keinen geraden Satz rausbringen an den Tag, weil sie ihre Freundin da sitzen sieht, im Brautkleid und Rotz und Wasser heult. Und ich glaube auch, dass der professionelle Abstand und trotzdem auch eine Tiefe muss gegeben sein bei einem Profi. Es soll keine Büttenrede werden aufs Brautpaar und ich glaube, gerade so Trauzeugen, Freunde, Kollegen die man hat, die überlegen sich was Witziges fürs Brautpaar und packen die Anekdoten aus und das ist auch super, aber eher geeignet für den Abend, wenn´s die Tischrede sein soll, aber in der Trauung nur auf „witzig, hei-tei-tei“ finde ich irgendwie nicht – das ist nicht festlich genug.
Also soll es soll keine Karnevalsveranstaltung werden. Das ist eine wahnsinnig wichtige Entscheidung für das Brautpaar und deswegen sollte das auch eine Tiefe haben, eine Festlichkeit haben – ohne langweilig zu sein. Also klar witzig schon, aber halt keine Büttenrede von dem Kumpel geschrieben.
Nadine Stauch: Was ich noch anmerken möchte, unbedingt als Punkt, ich habe in den letzten Jahren einige Anrufe gehabt, wirklich so drei, vier Wochen vor Trautermin, wo mich völlig aufgelöste Brautpaare angerufen haben, ihr Redner is´ abgesprungen. Meist kam tatsächlich raus, das es irgendein Freund oder Bekannter war, der erst mal schön gesagt hat n´ halbes Jahr vorher, „klar mach ich eine Trauung – kann ich dir auch machen, musst du nicht so viel Geld ausgeben.“ Ja, je mehr man sich mit so einem Thema beschäftigt, desto mehr merkt man, es ist nicht einfach mal aus der Hand zu schütteln, so eine Rede. Ne Traurede hat ungefähr, circa zwanzig bis zweiundzwanzig A4-Seiten – bei mir zumindest. Man muss ja die fünfundvierzig bis sechzig Minuten füllen – so lang geht eine Zeremonie.
Und es ist eine wahnsinnige Verantwortung, die man dort hat, denn in dieser Stunde, mit der Trauung, steht und fällt der ganze Tag, sag ich immer. Wenn es da schon nicht gut läuft, ist das leider Gesprächsthema des Abends. Und wenn nach dieser Stunde alle Gäste schon so richtig geflasht quasi aus der Trauung rauskommen dann starten die Gäste den Abend mit diesem Hochgefühl und den Emotionen. Und es ist wie gesagt, wir sind die Profis halt, und ganz oft kommt: „meine Trauzeugin wollte es machen“ und drei Wochen vorher kommt: „Ich glaube ich kann das doch nicht, weil es diese Riesenaufgabe ist, diese Riesenverantwortung und dann drei Wochen vorher – find´ da nochmal einen Trauredner. Das ist dann leider auch echt knapp.
Simone Pfundstein: Und ich glaube auch vielleicht ist es auch als Brautpaar ganz sinnvoll eben diese Last keinen Freund aufzubürden. Überleg mal, wenn das ein Freund tatsächlich macht und es wird scheiße, das kann du dem ja dann auch gar nicht sagen. Das wird sich aber durchziehen. Und wenn dann auch noch die Freundschaft danach irgendwie im Arsch ist…
Tina Forstmann: Aber ich finde auch ganz abgesehen von diesem ganzen praktischen und organisatorischen Singen und Profi-Sicht und Sicht des guten Freundes oder der Trauzeugen oder wie auch immer, finde ich auch, dass man – man möchte das ganze an dem Tag den Wert irgendwie schätzen, das Ganze mit Würde machen und man möchte ja eigentlich auch die ganze Beziehung zueinander ja noch mal aufrollen, und ich finde es immer schön, wenn man sich einerseits die Zeit gibt im Vorfeld. Und natürlich dann auch ein bisschen was investiert in den Profi und im Vorfeld einfach gemeinsam nochmal so diese Zeit zu durchleben und wenn ich mit einem guten Freund zusammen sitze, dann passiert es, glaube ich schnell, dass man sagt: “Ja, und dann weißt du ja, wie wir uns kennengelernt haben. Weißt du ja, und dann kam´s ja so und so.“, oder: „Die Geschichte kennst du ja auch.“, und ich glaube, dass das im Vorfeld bei der Planung der Trauung sehr, sehr erfüllend sein kann, das doch noch mal gemeinsam zu durchleben. Und aufzurollen und sich zu erinnern, was bestimmt im Alltag einfach immer wieder untergeht, was vielleicht unausgesprochen bleibt.
Simone Pfundstein: Ein Profi ist offener im Zweifel und irgendwie packt er noch mal ja mehr aus, als bei einem Freund, weil man denkt, „Ja der kennt mich so gut.“
Tina Forstmann: Und ganz ehrlich wir wissen ja auch, welche Fragen man stellen muss und wie man noch mehr herauskitzelt.
Nadine Stauch: Das wissen wir definitiv.
Tina Forstmann: Und wir wissen ganz genau bei den unausgesprochenen Dingen, bei den Blicken, die die Beiden austauschen oder die die sanften Berührungen, den zaghaften, wissen wir genau, was da zwischen den Zeilen eigentlich gerade mitschwingt oder in welche Richtung wir da jetzt noch mal genauer nachbohren sollten, was da gerade noch unausgesprochen war.
Nadine Stauch: Es ist halt nur die Rede halten und sprechen, wenn jemand gut reden kann. Das Schreiben ist das Kernstück, das Schreiben können, Schreiben zwischen den Zeilen, dass nur das Brautpaar versteht, teilweise manche Sachen, ja.
Simone Pfundstein: Wie viel, wie viel Zeit brauchst du denn für´s Schreiben?
Tina Forstmann: Für´s Schreiben selbst brauche ich ungefähr an Zeitstunden, würde ich sagen, es ist natürlich unterschiedlich.
Mal ist man in ´nem totalen Schreibfluss drin, hat unglaublich viele Notizen zu dem Brautpaar, setzt sich morgens hin und es fließt einfach so. Man möchte am liebsten gar nicht mehr absetzen.
Meistens arbeite ich aber in verschiedenen Sitzungen, schreib Sitzungen sozusagen, setz´ immer wieder mal neu an, reflektiere wieder aber alles in einem zusammengenommen Zeitstunden würde ich schätzen, brauche ich ungefähr zwölf bis fünfzehn Stunden.
Simone Pfundstein: Nur fürs Schreiben?
Tina Forstmann: Nur fürs Schreiben der Trauung.
Simone Pfundstein: Dann kommen noch die ganzen Gespräche die geführt…
Tina Forstmann: Genau dann kommt, kommt natürlich das Kennenlerngespräch, dazu kommt das große Vorbereitungsgespräch dazu, das mehrere Stunden geht. Ich mache immer noch eine Location-Termin, bei dem ich mich dem Brautpaar vor Ort treffen noch mal die letzten Details durchspreche. Ich bin natürlich vor der Trauung immer wie ihr auch eine Stunde vorher da. Check´ die letzten Details, dann die Stunde der Trauung selbst und die ganzen Fahrzeiten die ganzen Zwischentermine, wie Telefonate absprechen mit den Trauzeugen und so weiter. genau E-Mails, Verträge, die ganzen Unterlagen fertig machen und so weiter. Also alles in allem komme ich immer so pro Brautpaar auf fünfundzwanzig bis dreißig Stunden.
Nadine Stauch: Ich hab´ sogar noch mehr, ich brauch bis zu fünfunddreißig stunden. Ich brauche beim Schreiben wesentlich länger. Ich schreib bestimmt zwanzig Stunden pro Brautpaar locker.
Tina Forstmann: Wie ist das bei dir so, Simone?
Simone Pfundstein: Also ich glaube auch, dass Schreiben ist definitiv der härteste Part. Ich hab´ vorher schon mit Nadine drüber gesprochen. Die Gespräche finde ich super, die Trauung vor Ort auch – das läuft irgendwie, aber die Arbeit allein zu Hause am Schreibtisch, das ist echt hart.
Also da hock´ ich auch am meisten und dann kommt natürlich auch der innere Kritiker, sagt: „Das kannst du nicht schreiben, mach´ das nochmal anders.“ Dann hasste den ganzen Absatz nochmal umgeworfen, aber am Ende soll´s ja auch perfekt werden. Es soll perfekt werden für das Brautpaar soll der schönste Tag nicht im Leben, aber einer der schönsten Tage im Leben werden.
Und deswegen geht bei mir für´s Schreiben auch am meisten drauf. Insgesamt sind fünfundzwanzig dreißig Stunden für alles, aber siebzig Prozent davon ist schreiben. Ja defintiv.
Nadine Stauch: Ich sitz´ allein drei Tage nur an der Kennenlerngeschichte. Das ist eine der der Hauptreden. Da brauch ich drei Tage für.
Simone Pfundstein: Ich glaube, wenn ein Freund – keine Ahnung – Gärtner ist, Landschaftsgärtner, und zwar total gut reden kann, aber noch nie ´n Skript geschrieben hat von mehreren Seiten, weiß gar nicht, ob dem das so einfach fällt.
Tina Forstmann: Und ich glaube es ist natürlich das Schreiben an sich. Klar, da muss ich sagen das fällt mir wirklich leicht, also würde ich nicht sagen das wirklich siebzig Prozent meiner Arbeitszeit das Schreiben an sich ist. Es ist einfach so, dass mir das schon immer sehr leicht fällt. Das ich lieb´ das – ihr mit Sicherheit auch. Weiß ich nicht, vielleicht seid ihr auch einfach selbstkritischer in der Formulierung oder überarbeitet öfter. Bei mir fließt das in der Regel wirklich so, aber genau das ist natürlich ein Part, der sehr wichtig ist, der viel Zeit einnimmt. Aber dann natürlich auch der der Onkel, der Landschaftsgärtner ist, wie du es gerade gesagt hast Simone, der ist ja in der Regel nicht so auf Hochzeiten unterwegs. Der weiß auch gar nicht so, ich will jetzt nich´ sagen die „Etikette des Tages“, das ist vielleicht zu viel gesagt. Das ist von Hochzeitsgesellschaft zu Gesellschaft auch wieder unterschiedlich.
Aber ich finde ganz viel steht und fällt auch mit der richtigen Betonung, mit den entsprechenden Pausen, mit Gestik, mit Mimik, mit dem sich das Paar einfühlen können, und das ist auch für die Trauung selbst, glaube ich, ganz, ganz wichtig, und wenn man nur jemanden vorne hinstellt, der dann abliest, was er geschrieben hat oder im schlimmsten Fall – hatte ich gerade – habe ich euch beiden gerade erzählt – den Fall, dass gestern eine Braut bei mir anrief, die gesagt hat: „Ich habe meine Trauung schon selbst verfasst, und jemand aus der Familie sollte die vorlesen“.
Schwierig, da sage ich mal gar nichts weiter dazu, ja … also man soll, man sollte sich da so weit schon drauf einlassen, dass jemand anderes das machen darf und dass man das selbst auch genießen kann und nicht wortwörtlich im Kopf durchgeht, was ich dafür verfasst hab.
Nadine Stauch: Vor allem – die Braut nimmt sich den kompletten Spaß an der ganzen Sache selbst. Ich geb´ mein Brautpaaren, die Rede vorher nicht zum Lesen, denn dann ist der ganze Spaß weg – fürs Brautpaar, die dann schon wissen, was kommt, die kennen die ganzen Witze, die kleinen, ja, Sachen zwischen Zeilen und auch für mich, weil für mich ist das Größte: Ich sitz´ Stunden an dieser Rede und ich kann es kaum erwarten, dann geht es endlich los, bin dann Samstag da und ich freu mich wie ein Keks, wenn ich dann loslegen darf und für mich ist das Schönste, wenn ich sie wie das Paar reagiert auf die zeigen, die ich wirklich in mühevoller Kleinstarbeit zuhause geschrieben habe, und das ist noch mal, das ist Stimmung, diese dieses Kribbeln zwischen uns da vorne – zwischen dem Brautpaar und mir.
Tina Forstmann: Das ist ja was ganz anderes, wenn du dem Brautpaar die Rede zuschickst und die lesen die zu Hause auf der Couch, abends um zehn auf dem Laptop schwarz auf weiß, so für sich mal – is´ was vollkommen anderes, als wenn sie das in dem Moment mit den Emotionen, mit ihren Gästen, mit ihrem Partner an der Seite, im tollen Brautkleid, einem Anzug, zum ersten Mal hören – mit deiner Betonung – mit deinen Gästen – mit den Pausen – mit dem Gelächter der Gäste vielleicht – ist es ja was vollkommen anderes, als wenn ich das mal schnell überfliegen, den Rotstift auspacken, im schlimmsten Fall noch und anfangen umzuschreiben.
Nadine Stauch: Definitiv!
Jetz´ gab´s für´s erste ganz schön viel zu hören von uns. Genau.
Tina Forstmann: Ich glaub´ zur ersten Frage „Warum sollte das nicht unser Bekannter machen und wir sparen bisschen Geld ein?“, haben wir nun schon relativ viel dazu gesagt.
Nadine Stauch: Fazit: Ein guter Redner ist definitiv sein Geld wert.